Äthiopien

Die Wiege der Menschheit - von Leid geplagt

Äthiopien ist ein Land mit vielen Gesichtern. Auf der einen Seite fasziniert es durch seinen Reichtum an Geschichte, seine kulturelle Vielfalt und seine Natur: Vor 3,5 Millionen Jahren als erstes Land der Welt besiedelt, wird es seit dem Fund des Ur-Skeletts Lucy 1974 als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet und fiel als einzige Nation Afrikas nicht dem europäischen Kolonialismus zum Opfer. 90 verschiedene Volksgruppen mit unzähligen Sprachen leben im Ursprungsland des Kaffees.

 

 

Auf der anderen Seite ist Äthiopien nach wie vor eines der ärmsten Länder der Welt, das von unfassbarem Leid, Hungersnöten, Dürren und Überschwemmungen erschüttert wird.


Äthiopien in Zahlen

  • Landesfläche: 1,1 Millionen km²
  • Hauptstadt: Addis Abeba
  • Einwohner: 102 Millionen
  • Bevölkerungswachstum: 2,85 %
  • Währung: Birr (ETB) pro Euro: 24,78
  • Ärzte pro 1.000 Einwohner: 0,03
  • HIV/AIDS: 1,1 %
  • Sauberes Trinkwasser in ländlichen Gegenden: 56,5 %
  • Landessprachen: Amtssprache: Amharisch, daneben Oromigna, Tigrigna und etwa 70 weitere Sprachen und Dialekte
  • Religion: Äthiopisch-Orthodox 43,5 %, Islam 33,9 %, Protestanten 18,5 %, traditionelle 2,7 %, Katholiken 0,7 %
  • Wirtschaftswachstum (BIP): 6,5 %

 

Quellen: CIA World Factbook, World Bank Data Bank, UNDP National Human Development report Ethiopia, Central Statistical  Agency Addis Abeba


Wissenswertes in Infografiken

Hier finden Sie zahlreiche Fakten über das Leben in Äthiopien, die Altersstruktur der Bevölkerung oder die Internetnutzung. Wusste Sie etwa, welchen Preis die Menschen in Äthiopien durchschnittlich für ein Kilogramm Kaffee bezahlen?

 

11 Kinder pro Minute

 

Von 1990 bis 2015 wurde die Kindersterblichkeit weltweit laut UNICEF um mehr als die Hälfte gesenkt: Von 12,7 Millionen auf 5,9 Millionen Kinder jährlich. In Äthiopien sank die Kindersterblichkeit in diesem Zeitraum gar um zwei Drittel. Das ist ein Fortschritt, aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn: Noch immer sterben weltweit elf Kinder pro Minute. Ein Tod alle fünfeinhalb Sekunden. Die meisten Opfer könnten gerettet werden, denn hinter den offiziellen Todesursachen, die diese Statistik zeigt, verbergen sich oft dieselben Probleme: schmutziges Wasser, Mangelernährung, eine schlechte Hygienesituation sowie eine unzureichende medizinische Versorgung. Das bedeutet: Das Sterben könnte mit einfachen Mitteln verhindert werden.

Äthiopiens Plagen

In Äthiopien leiden viele Menschen an Krankheiten, die mit relativ einfachen Mitteln besiegt werden könnten. Wichtig wären ein besserer Zugang zu Trinkwasser, mehr Hygiene, medizinische Vorsorge sowie die gezielte Behandlung von Betroffenen. Drei der größten Plagen im Überblick:

Bildungssituation: ausbaufähig

Alphabetisierungsrate: 49,1 %

Einschulungsrate: 85,7 %

Arbeitslosenquote: 7,3 %

 

Nach wie vor haben bis heute viele Kinder und Jugendliche keinen altersgerechten Zugang zu Schulbildung. Häufig müssen sie der Familie im Haushalt oder auf dem Feld helfen. Vor allem Mädchen sind täglich stundenlang damit beschäftigt, Feuerholz zu sammeln oder Wasser zu holen. Die mangelnde Infrastruktur ist ein weiteres Problem. Oft sind die Kinder kilometerweit auf ihrem Schulweg unterwegs. An weiterführenden Schulen mangelt es im ländlichen Äthiopien ganz besonders.

 

Wir setzen uns in unserem Projektgebiet im äthiopischen Hochland für die Verbesserung der Bildungssituation ein – mit dem Bau von Schulen für Kinder, die aber auch für Kurse zur Erwachsenenbildung genutzt werden.

Bildung mindert Geburtenrate

Die hohe Geburtenrate wird für viele Menschen in den Entwicklungsländern zur Armutsfalle. Wer diesen Trend stoppen will, muss in Aufklärung und Verhütung investieren – und in die Bildung der Frauen. Denn dort, wo Frauen zur Schule gehen, heiraten und gebären sie später. Sie lernen lesen und schreiben, nehmen am gesellschaftlichen Leben teil und entwickeln berufliche Ziele. Die Folge: Die Geburtenrate sinkt.

Teure Preise für die Armen

Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die Menschen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Lebensmittel aus – heute sind es nur noch 7 %. Für seine Ernährung arbeitet der Mensch im Durchschnitt nur noch rund eine halbe Stunde pro Tag: Diese Angaben haben Statistiker für die Schweiz erhoben. Die Tendenz ist in ganz Mitteleuropa ähnlich: Lebensmittel sind für uns Europäer erschwinglich. Ganz anders in Äthiopien: Dort geben viele Menschen den Großteil ihres Einkommens für das tägliche Brot aus – Kleidung, Hygieneartikel oder Schulbedarf werden da schnell zum unbezahlbaren Luxus. In unserer Grafik finden sich Preisbeispiele aus dem Projektgebiet Ginde Beret (Menschen für Menschen Deutschland).

43% der Bevölkerung ist unter 14 Jahren

Die Alterszusammensetzung der Bevölkerung in Europa unterscheidet sich dramatisch von der Äthiopiens. In Mitteleuropa ist nur etwa jeder 8. Einwohner unter 15 Jahre. Doch in Afrika südlich der Sahara ist mit 43 % fast die Hälfte der Einwohner jünger als 14. Damit die Armut der Eltern nicht in die nächste Generation weitergegeben wird, brauchen die zahlreichen Kinder und Jugendlichen in Äthiopien Schulen und Berufsausbildungsstätten. Deshalb hat Menschen für Menschen insgesamt bislang 419 Schulen gebaut sowie drei gewerbliche Berufsschulen und ein technisches College errichtet. Kinderreiche, arme Familien haben es besonders schwer: Das Land wird zu knapp, um alle zu ernähren. Auch können die Eltern nur schwer die Ausbildungskosten für viele Kinder tragen. Deshalb stellt Menschen für Menschen in seinen Projektgebieten auch umfangreiche Angebote zur Familienplanung bereit, die von der lokalen Bevölkerung gut angenommen werden. Eine gut ausgebildete junge Generation in Äthiopien bietet Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Landes. Langfristig wird davon auch die europäische Exportwirtschaft profitieren.


Die Gesundheitsversorgung verbessern

Ein Schwerpunkt der Maßnahmen von Menschen für Menschen im Gesundheitsbereich liegt auf der Schulung und Fortbildung von Krankenschwestern und medizinischem Personal wie Gesundheitsberatern und traditionellen Hebammen. In unseren Gesundheitsstationen werden Schwangere umfassend untersucht, beraten und geimpft. Dadurch Hausgeburten, die Mütter und Kinder gefährden, eine Seltenheit geworden sind.

 

Geburtenrate: 5 Kinder pro Frau

Altersstruktur: 0 bis 14 Jahre: 43,71 %

Sterblichkeit der Kinder unter fünf Jahren (pro 1.000 Geburten): 58,4 


Hätten Sie gewusst, ...

… dass in Äthiopien von den über 110.414 km Straßen gerade einmal 14.354 km befestigt sind? Ebenso haben 40 Flughäfen im Land lediglich unbefestigte Landepisten. Äthiopiens höchster Punkt, Ras Dejen, liegt 4.533 m über dem Meeresspiegel, der niedrigste, die Danakil Senke, liegt auf 125 m.

 

Flughäfen: 57 

Handynutzung: 42,8 %

 

Bewaldete Flächen: 12,2 %

Quellen: CIA World Factbook, World Bank Data Bank, UNDP National Human Development report Ethiopia