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Marcel Adam sorgte bei seinem Auftritt im Mürringer Saal Jaspesch für Standing Ovations

Standing Ovations gab es am Sonntag im vollen Saal Jaspesch in Mürringen. Marcel Adam und seiner sechsköpfigen „Egoistenband“ ist es wieder einmal gelungen, ihr Publikum durch ein mitreißendes Feuerwerk facettenreicher Chansons auf deutsch, französisch, „Berliner Schnauze“ und, für Ostbelgier dennoch recht gut verständliches, „Lothringer Platt“ zu verzaubern.

Im Vorfeld angekündigt hatte Marcel Adam eine „Abschiedstour“, doch statt Trennungsmelancholie entstand fröhliche Feierstimmung und Lust auf mehr. Obschon der Künstler in zwei Jahren abzutreten gedenkt, hat er an diesem Abend viele Fans hinzugewonnen.

Wirklich glauben kann und will man ihm den Abgang nicht, wenn man den Entertainer und Musiker mal auf der Bühne erlebt hat. Marcel Adam blüht richtig auf, wenn er Geschichten aus seiner lothringischen Heimat erzählt. Seine Zuhörer erkennen sich und auch ostbelgische Eigenheiten in den Geschichten wieder.

 

Etwa dann, wenn er ähnliche Kriegs- und Nachkriegsschicksale humorvoll aus der zeitlichen Distanz heraus aufbereitet oder Geschichten zwischen Mann und Frau mit „frecher Schnüss“ rüberbringt oder sich selbst samt seiner Schwächen ironisch auf die Schippe nimmt.

 

Wenn er sagt, dass er keine Noten lesen könne, wächst die Bewunderung für seine Fingerfertigkeit auf der Gitarre. Wenn er sein Publikum warnt, dass er ein Lied, das er längere Zeit nicht mehr gesungen hat, auf spontanen Publikumswunsch hin doch noch in das Programm des Abends hineinzwängt, jedoch vielleicht nicht mehr ganz wortgetreu hinnekommt, genau dann verblüfft der 73-jährige Profi-Unterhalter erst recht durch seine Textsicherheit und den souveränen Umgang mit schwierigen Texten.

Mit seinem liebenswürdigen Lächeln zieht er sein Publikum sogar so sehr in den Bann, dass ihm selbst der weibliche Teil die etwas „machohafte“ lothringer Version der biblischen Schöpfungsgeschichte nicht übel nimmt. Mit einem Augenzwinkern lässt er durchblicken, dass man seine Hommagen an die „so extrem sensiblen und romantischen Männer“ nicht allzu wörtlich nehmen muss.

Ein charmanter Konzertabend der Extraklasse also, mit einem Chanson-Reigen von Jaques Brel, Brassens, Adamo und Aznavour über Lieder von Freddy Quinn und Nena hin zu einer Posse von der „krummen Lanke“ in echtem Berliner Slang und zu Liedern mit persönlichen Erinnerungen an seine Kindheit in lothringer Platt. Die so über fast drei Stunden angeheizten Zuschauer quittierten den Abend mit stehendem Applaus und lauten Zugabe-Rufen.

 

Auch die Überlegung, am Ende seiner Abschiedstour – also in zwei Jahren – ein Live-Konzert mit Videoaufzeichnung im Mürringer Dorfsaal Jaspesch in Betracht zu ziehen, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Beim Verlassen des Saales ermutigten viele Besucher die Veranstalter: „Wenn ihr die Kerle nochmal hierher kriegt, sind wir ganz sicher wieder dabei.“ Kein Wunder, denn neben Marcel Adam überzeugten auch seine fünf Begleiter durch herausstechende Qualität und musikalische Virtuosität.

 

Marcel Adams Sohn Yann-Loup überzeugte mit bezaubernder Stimme und rhythmischer Perfektion. Auch auch Marcel Adams jahrzehntelanger Begleiter und Weltmeister an der roten Ziehharmonika, Christian di Fantauzi, der Multitasker Christian Conrad, der routinierte Charmeur Oliver Abt mit präziser, stets angenehmer Bass-Begleitung und nicht zuletzt der taktgebende Manager des Schlagzeugs.

 

Die Veranstalter Bernadette Hüwels von „Menschen für Menschen-Belgien, VoG“ und Alfons Velz von der VoG Dorftreff Mürringen, die den Saal Jaspesch betreibt, zeigten sich sehr glücklich über den Abend.

 

Durch den großen Publikumszuspruch, das Sponsoring von Möbelhaus Palm, BMW-Garage Arens, Digital Vision und die großzügige Unterstützung durch die DG-Regierung sowie Schirmherr Oliver Paasch winkt „Menschen für Menschen Belgien“ ein ansehnliches Geschenk zur Feier ihres 30. Geburtstags. Der genaue Spendenbetrag muss noch ermittelt werden und wird zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt. (red/nc)

(Artikel erschienen im Grenz-Echo vom 19. November 2024 - Fotos © Thomas Leufgen)