(Pressetext erschienen im Grenz-Echo vom 9. November 2024)
Im Herkunftsland des Kaffees hat sich der Preis für das aromatische Getränk vervielfacht, und eine Mahlzeit pro Tag zu essen, ist für immer mehr Äthiopier schwieriger denn je. Mit einer Handvoll Kolo, Röstgerste, die mal als süßer, mal als würziger Snack langsam zerkaut wird, rettet man sich über die Runden.
Am 11. September wurde in Äthiopien das Jahr 2017 – das Land in Afrika hat eine eigene Zeitrechnung – eingeläutet, aber von Feierlaune kann nicht die Rede sein: Der äthiopische Birr hat in den vergangenen Monaten gegenüber dem US-Dollar 30 Prozent an Wert verloren, der Krieg im Sudan hat tausende Flüchtlinge über die gemeinsame Grenze gedrängt und das immer unberechenbarere Klima löst Katastrophen aus.
In der Nacht des 21. Juli kam es nach starken Regenfällen in Geze Gofa, südwestlich von Addis Abeba, zu einem Erdrutsch, der schlafende Familien unter Erdmassen begrub. Als am nächsten Tag Menschen aus den umliegenden Dörfern zu Hilfe eilten, gab der von Wasser gesättigte Boden erneut nach und begrub die Helfer. 300 Menschen starben. „Menschen für Menschen-Äthiopien“ machte sofort mobil und brachte Lastwagenladungen mit dringend benötigten Hilfs- und Nahrungsmitteln nach Geze Gofa. Augenzeugen berichteten von der 25-jährigen Gamesh : Sie und zwei ihrer Kinder wurden gerettet, ihr Mann und ihre Zwei- und Neunjährigen wurden von den Erdmassen begraben. Die traumatisierte Frau steht vor dem Nichts.
Geze Gofa liegt in der Nähe von Boreda, dem Projektgebiet in dem „Menschen für Menschen – Belgien“ zurzeit sechs Wasserstellen in vier Dörfern bauen will, um 954 Haushalten Zugang zu sauberem Trinkwasser zu sichern. Der Einkauf und Transport der notwendigen Rohre, Steine und Zement haben sich verzögert, aber bis Januar sollen zwei der Wasserstellen fertiggestellt sein.
Auch die Aufforstungsaktivitäten verzögern sich. Erst ein Bruchteil der 80 Hektar wurde abgesperrt und mit Baumsetzlingen bepflanzt. Die Katastrophe hat drastisch vor Augen geführt, was geschehen kann, wenn landwirtschaftliche Flächen überweidet werden, die schwer zu stabilisieren sind und drohen, bei starkem Regen abzurutschen und verloren zu gehen. Aufforstung braucht Zeit, aber hält was sie verspricht: Bäume verbessern die Luftqualität, Bäume halten den Boden und das Wasser, die Tierwelt breitet sich aus und Überleben kann gesichert werden.
In Bure, rund 700 Kilometer westlich von Addis Abeba soll das berufliche Leben von hunderten Jugendlichen in Zukunft gestaltet werden und zwar durch eine Ausbildung im Berufsbildungszentrum, das mit Geldern aus Belgien jetzt zu 75 Prozent gebaut ist. Vier Werkshallen, zwei Gebäude mit Klassenräumen, ein Verwaltungsgebäude und Toiletten sollen für 600 Jugendliche, ihre Lehrer und das Verwaltungspersonal in der Schlussphase bereitstehen. Aber der Bau hat auch jetzt schon positive Auswirkungen auf die Region. Der Bauleiter und Vorarbeiter koordinieren 13 Facharbeiter und 36 Tagelöhner, die wöchentlich bezahlt, Geld für ihre Familien erwirtschaften.
Die äthiopischen Kollegen von „Menschen für Menschen – Belgien“ prüfen zurzeit die Angebote für Maschinen und Computer, die dann nach bestem Preis-Leistungsverhältnis bestellt werden.
Die Container mit den Waren landen im Hafen von Dschibuti. Nach einer Zwischenlagerung in einem äthiopischen Trockenhafen, treten sie dann die Reise nach Bure zur Installation in den Werkhallen an.
Der Bau dieses Berufsbildungszentrums ist in der bisher 30-jährigen Geschichte von „MfM-Belgien“ mit Sitz in St.Vith das ehrgeizigste Projekt und wurde durch eine Erbschaft ermöglicht.
Musikalisch wollen die Mitarbeiter von „MfM-Belgien“ mit Freunden und Gönnern das Jubiläumsjahr ausklingen lassen. Im Saal Jaspesch in Mürringen findet am Sonntag, 17. November, um 17 Uhr ein Benefizkonzert mit dem elsässischen Troubadour Marcel Adam und seiner Band statt. E-Karten sind unter www.jaspesch.be oder telefonisch unter Tel. 080/54 82 69 erhältlich.
Der nächste Treffpunkt ist der Katharinenmarkt, und um allen das Warten auf das Christkind zu verkürzen, werden an den Verkaufsständen von MfM-Belgien auf den Weihnachtsmärkten in St.Vith und Eupen leckere selbstgebackene Kekse angeboten und der Erlös geht wie in den vergangenen 30 Jahren nach Äthiopien. (red/ab)